Nördlich des Polarkreises ist Toilettenpapier kein Problem

Die über zwei Jahre von Gründungsmitglied Tiina Ripatti bestens geplante Reise der Odenthaler FinnFriends nach Levi stand unter einem guten Stern, dem Polarstern. Er leuchtete fast jede Nacht über Levi. Dem kleinen Skiort, 250 Kilometer nördlich des Polarkreises, wo sich die Gruppe eine Woche lang eingemietet hatte. Hier entdecken  25 FinnFriends, was es heißt, in Lappland zu sein: Natur pur

Schon der Anflug auf Kittilä ist spektakulär. Rund eine Stunde sieht man fast nichts außer Bäumen und Schnee. Dann geht es per Bus ins Hotel, wo die Odenthaler zwei Häuser beziehen. Urgemütlich, mit Kamin und Sauna, vor der Haustür ein Holzschuppen, um abends mit den darin gelagerten Scheiten den Kamin anfeuern zu können. Meterhohe Schneeberge vor der Haustür, eine Langlauf-Loipe und die Motorschlitten-Spur führen direkt hinter den Häusern vorbei. Frühstück gibt es im dazu gehörenden Hotel, der Blick aus dem Fenster geht auf ein Rentier-Gehege, einfach schön.

Alle Aktivitäten. ob die 60 Kilometer-Tour  mit dem Motorschlitten, eine Fahrt mit Husky-Schlitten oder der Ausflug mit dem Rentier-Schlitten lassen die Gruppe in eine andere Welt eintauchen.  Mitten durch unberührte Natur führen Spuren für die Motorschlitten, Schilder regeln mitten im Nichts das Miteinander von Langläufern und Motorisierten. Sonst herrscht absolute Stille, die nur vom Geheule der Huskys unterbrochen wird. Dazu Schnee, soweit das Auge reicht. Ein Besuch im Saamen Kammi, einem Restaurant unter dem Schnee, in dem Samische  Spezialitäten serviert werden und zum Abschluss ein Same Volkslieder vorträgt, gibt einen Einblick in die samische Kultur.

Besonders spektakulär ist der Besuch des Snow Village, einem Hotel, das nur aus Eis und Schnee besteht und das Künstler beeindruckend gestaltet haben. Aber der Gedanke, in Zimmern zu nächtigen, die nach Minusgraden bis minus 41 Grad unterschieden werden, lässt alle bibbern. Ein Abendessen bei minus 2 Grad in den Restaurant-Iglus hingegen ist ein Erlebnis, das im Gedächtnis bleiben wird. Ebenso wie das Eisangeln, das zwar letztlich erfolglos ist, das aber bei strahlendem Sonnenschein und der Gelegenheit, wieder mit dem Motorschlitten durch den Schnee zu düsen, allen Freude macht. Während ein Teil der Gruppe, die Gelegenheit nutzt, sich von Tiina Ripatti in die Technik des Langlaufs einweisen zu lassen, besucht ein anderer Teil den Weihnachtsmann in Rovaniemi und überquert dort den Polarkreis. Ein Besuch bei die Elfen in einem verwunschenen Miniatur-Dorf, das ein bisschen was vom Altenberger Märchenwald hat, nur eben tief verschneit und mit Husky Gehege, rundet den Tag ab.

Nur die Suche nach den Polarlichtern gestaltet sich trotz klarem Himmel schwierig, so richtig wollen sie sich nicht zeigen. Erst am letzten Abend leuchtet es plötzlich Knallgrün am Himmel. Die Aurora borealis zeigt sich in allen Facetten, die die Natur zu bieten hat. Ein Himmelsspektakel, das niemanden an die minus 14 Grad denken lässt, bei denen die Gruppe auf einem zugefrorenen See steht. Mal wabert ein irrlichternder Vorhang, mal laufen grüne oder lilafarbene Wellen über den Himmel. Da gerät für einen Augenblick in Vergessenheit, dass dies der letzte Abend in Normalität ist. Das Coronavirus und seine Folgen erschweren nicht nur die Rückreise. Auch in Levi schließen alle Hotels, Restaurants und Ausflugsziele. Die Reisegruppe aus Odenthal ist die letzte, die aus Lappland nach Deutschland ausgeflogen wird. Die Maschine kommt leer nach Lappland, der Weiterflug von München nach Düsseldorf ist gecancelt. Per Mietwagen geht es zurück ins Bergische. Ankunft in einem Land, in dem sich binnen nur einer Woche so ziemlich alles verändert hat. Aber die Gelassenheit, mit der die Finnen den Herausforderung der Natur und auch dem Virus entgegentreten, hat alle tief beeindruckt und hilft, sich nun mit den Gegebenheiten zu arrangieren.

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